Maßnahmen zur Förderung der Chancengleichheit und Gesundheit älterer und pflegebedürftiger trans* Personen in Berlin

QueerPflege-LSBTIQ-Pflege Eine Person in einem blauen Hemd und Jeans sitzt auf einem weißen Stuhl und hält ein Dokument mit einem rosa-weißen Einband.

Liebe Leser:innen,

als Gründer von Queer-Pflege möchte ich heute wichtige Erkenntnisse und Empfehlungen aus der Broschüre „Maßnahmen zur Förderung der Chancengleichheit und Gesundheit älterer und pflegebedürftiger trans Personen in Berlin“* vorstellen. Diese Broschüre wurde von der Fachstelle LSBTI*, Altern und Pflege im Sommer 2021 veröffentlicht, um die besonderen Bedürfnisse und Herausforderungen älterer trans* Personen in Berlin zu adressieren.

Hintergrund der Expertise

Es ist bekannt, dass ältere trans* Personen oft spezifischen Gesundheitsgefährdungen und strukturellen Benachteiligungen ausgesetzt sind. Die Fachstelle LSBTI*, Altern und Pflege gründete daher im Sommer 2021 die Fokusgruppe „Trans* Seniorinnen in Berlin“. Basierend auf der Expertise von Max Appenroth wurden vier zentrale Handlungsfelder identifiziert, die relevant für die Förderung der Chancengleichheit und Gesundheit älterer trans Personen sind.

Die vier Handlungsfelder und empfohlene Maßnahmen

1. Ausbau einer trans-sensiblen gesundheitlichen Versorgung*

Die gesundheitlichen Versorgungsstrukturen sind oft nicht ausreichend auf die Bedarfe von trans* Personen eingestellt. Folgende Maßnahmen werden empfohlen:

  • Schulungen und Qualifizierungsangebote: Gesundheitsfachkräfte sollten Schulungen zur diversitätssensiblen Gesundheitsversorgung erhalten. Checklisten und Praxisleitfäden müssen entwickelt und aktualisiert werden.
  • Fortbildungsangebote: Es sollten mehr Fortbildungen zu trans*-relevanten Themen für Gesundheitsdienstleister:innen angeboten werden, insbesondere für Hausärzt:innen, Endokrinolog:innen, Pflegekräfte und Psychotherapeut:innen.
  • Vernetzung und Austausch: Die Vernetzung relevanter Gesundheitsdienstleister:innen sollte gefördert werden, etwa durch jährliche Veranstaltungen und den Austausch mit trans* Community-Organisationen.

2. Förderung trans-spezifischer medizinischer (Aus)Bildung*

Bildungseinrichtungen im Gesundheitswesen sollten verstärkt Kompetenzen zur Versorgung trans* Personen vermitteln:

  • Ausbildungsschwerpunkt Diversitätssensible Versorgung: Pflegeschulen und Universitäten sollten Schwerpunkte wie körperliche Angleichung, normative Körperbilder und Hormontherapie in ihre Lehrpläne integrieren.
  • Sensibilisierung für trans Biografien*: Die vielfältigen Lebensgeschichten und gesundheitlichen Risiken von trans* Personen sollten in der medizinischen Ausbildung thematisiert werden. Trans* Aktivist:innen könnten als Sprecher:innen eingeladen werden.

3. Erweiterung der trans-spezifischen Forschung*

Es besteht ein erheblicher Forschungsbedarf zu den besonderen Bedarfen pflegebedürftiger und älterer trans* Personen:

  • Forschungsschwerpunkte: Empfehlungen beinhalten die Untersuchung von Altersarmut, Teilhabechancen, trans*-spezifischen Krankheiten, Langzeitfolgen von Hormonersatztherapien und veränderten Pflegeabläufen nach körperlicher Angleichung.

4. Integration von trans Personen in der bezirklich geregelten Altenhilfe und Gleichstellung*

Die Berliner Bezirke sollten geschlechtliche Vielfalt stärker berücksichtigen:

  • Diversity- und Queer-Beauftragte: Jede:r Bezirk sollte eine solche Position einrichten, um die Teilhabe von trans* Bürger:innen zu fördern.
  • Schulungen für Altenhilfekoordinator:innen und Ehrenamtliche: Schulungsangebote sollten entwickelt werden, um für eine Willkommensstruktur für trans* Personen zu motivieren.
  • Sichtbarkeit und Vernetzung: Freizeitstätten und Nachbarschaftsheime sollten sich mit Community-Organisationen vernetzen und explizite Angebote für trans* Senior:innen schaffen.

Fazit

Die Broschüre „Maßnahmen zur Förderung der Chancengleichheit und Gesundheit älterer und pflegebedürftiger trans* Personen in Berlin“ bietet wertvolle Handlungsempfehlungen zur Verbesserung der Lebensqualität dieser Bevölkerungsgruppe. Die Umsetzung dieser Maßnahmen kann dazu beitragen, eine inklusivere und gerechtere Gesundheitsversorgung und Altenhilfe in Berlin zu etablieren.

Ihr könnt die vollständige Broschüre hier herunterladen.

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Andreas von Queer Pflege
Mein Name ist Andreas und ich lebe und arbeite in Berlin. Als Pflegeberater lerne ich viele Menschen kennen, die entweder selbst pflegebedürftig sind, Angehörige pflegen oder in der Pflege arbeiten. Oft wird mir berichtet, wie schwierig es ist, sich als queerer Mensch in der Pflegewelt zurechtzufinden. Mit meiner Erfahrung als Sozialversicherungsangestellter helfe ich queeren Menschen in der Pflege ehrenamtlich, Informationen und Unterstützung zu finden.
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