Pflege-Initiativen

Queere Pflege Initiativen

Es ist großartig zu sehen, dass immer mehr Projekte und Initiativen entstehen, die sich speziell auf die Bedürfnisse von LSBTI-Menschen in der Pflege konzentrieren. Denn gerade in einer Zeit, in der sich ein Großteil der Gesellschaft für mehr Akzeptanz und Gleichberechtigung einsetzt, sollten auch Pflegeangebote auf die Bedürfnisse von LSBTI eingehen. Leider gibt es aber immer noch viele Angebote in der ambulanten und stationären Pflege, die nicht ausreichend für die Lebenswelten von LSBTQ-Menschen sensibilisiert sind oder deren Bedürfnisse nicht ausreichend berücksichtigen. Dies kann zu Missverständnissen und Unsicherheiten führen und das Wohlbefinden der Betroffenen beeinträchtigen. Daher ist es wichtig, dass die spezifischen Bedürfnisse von LSBTI-Menschen in der Pflege zunehmend Beachtung finden und entsprechende Initiativen und Projekte entstehen. Mit unserer Übersicht möchten wir einen Einblick in bestehende Initiativen geben und sind offen für Ergänzungen und Anregungen. Denn nur durch eine offene und transparente Zusammenarbeit kann eine qualitativ hochwertige und bedarfsgerechte Pflege für alle Menschen gewährleistet werden.

LSBTI* Initiativen

Es ist ermutigend zu sehen, dass insbesondere in den Landeshauptstädten wie München, Berlin und Frankfurt am Main bereits erste Initiativen für eine LSBTQ-freundliche Pflege entstanden sind. Diese Projekte dienen als Vorbild für den Rest der Branche und zeigen, dass es möglich ist, den ambulanten und stationären Pflegebereich für Lesben und Schwule zu öffnen und sich auf ihre spezifischen Bedürfnisse und Anforderungen einzustellen. Es ist wichtig, dass Pflegeeinrichtungen in Qualitätsmaßnahmen investieren und eine Vorbildfunktion bei der Versorgung von LSBTI-Pflegebedürftigen einnehmen. Durch die Schaffung eines queer-freundlichen Umfelds können Pflegeeinrichtungen ihre Attraktivität als Pflegeanbieter und Arbeitgeber steigern und einen positiven Beitrag zur Gesellschaft leisten. Auch für Lesben und Schwule sollte klar erkennbar sein, dass sich Pflegeeinrichtungen für eine LGBTQ-freundliche Pflege einsetzen. Es ist jedoch auch wichtig zu betonen, dass noch viel Arbeit geleistet werden muss, um den Pflegebereich wirklich LGBTQ- freundlich zu gestalten. Dies erfordert ein Umdenken und eine breitere Sensibilisierung in der gesamten Branche, um sicherzustellen, dass die Bedürfnisse und Anforderungen von LGBTQ-Pflegebedürftigen in allen Bereichen der Pflege angemessen berücksichtigt werden. Aber mit jeder Initiative und jedem Leuchtturmprojekt kommen wir diesem Ziel ein Stück näher.

Bundesweit: Qualitätssiegel Lebensort Vielfalt®

Die Auszeichnung Lebensort Vielfalt® – Qualitätssiegel richtet sich an stationäre Pflegeeinrichtungen und ambulante Pflegedienste, die die strukturellen, organisationspolitischen und personellen Voraussetzungen für die Integration sexueller und geschlechtlicher Minderheiten schaffen. Einrichtungen erhalten diese Auszeichnung, wenn sie sich nachweislich darum bemühen, die sexuelle und geschlechtliche Vielfalt ihrer Klient*innen, Bewohner*innen und Mitarbeiter*innen als wesentlichen Aspekt ihrer Persönlichkeit zu berücksichtigen – in der Pflege wie im alltäglichen Leben.

Initiative Regenbogenpflege mit dem Regenbogenschlüssel

Die Initiative Regenbogenpflege des Frankfurter Vereins für Alten- und Behindertenpflege will dazu beitragen, dass Pflegeeinrichtungen älteren homosexuellen Menschen ein diskriminierungsfreies Umfeld bieten, das ihnen auch bei Pflegebedürftigkeit ein möglichst selbstbestimmtes Leben ermöglicht. Pflegeanbieter sollen ermutigt werden, das Thema aufzugreifen. Ältere Homosexuelle sollen Informationen darüber finden, wo es Pflegeeinrichtungen gibt, in denen aktive Toleranz ein wesentlicher Bestandteil des Profils ist. Das Qualitätssiegel ist auch ein Signal an das Personal und die Bewohnerinnen und Bewohner, dass in der Einrichtung ein besonderes Augenmerk auf Toleranz gelegt wird und aktiv gegen Intoleranz vorgegangen wird. Darüber hinaus verpflichten sich die mit dem Qualitätssiegel ausgezeichneten Einrichtungen, spezielle Angebote für Homosexuelle zu entwickeln und sie bei der Integration in die Hausgemeinschaft aktiv zu unterstützen. Der Regenbogenschlüssel ist das deutsche Pendant zum niederländischen Qualitätssiegel „Roze Looper“. Es ist ein unabhängiges Zertifikat, das an Einrichtungen vergeben wird, die sich besonders um die Bedürfnisse älterer LSBTIQ* kümmern. Es wird an Einrichtungen vergeben, in denen eine akzeptierende Atmosphäre herrscht, LSBTIQ* willkommen sind und aktiv auf ihre Bedürfnisse eingegangen wird.

AWO Initiative – Queer im Alter

Im Rahmen des Modellprojekts wird unter Einbeziehung queerer Senior*innen-Verbände ein Musterkonzept zur Öffnung von Altenhilfeeinrichtungen für die Zielgruppe LSBTI entwickelt und zunächst an fünf bundesweiten Pflegestandorten der AWO modellhaft umgesetzt. Durch Fortbildungen, Coachings und Praxisbegleitung soll das Einrichtungs- und Pflegepersonal für LSBTI und deren Belange sensibilisiert, ein offenes Betreuungsklima geschaffen und eine kultursensible Pflege ermöglicht werden. Hier setzt die AWO mit dem Ziel an, in ihren Altenhilfeeinrichtungen ein diskriminierungsfreies Umfeld für LSBTI zu schaffen, das von Toleranz, Akzeptanz und Respekt gegenüber den jeweiligen sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten und den damit verbundenen Lebensformen und -weisen geprägt ist. Die AWO hat sich zum Ziel gesetzt, ihre Einrichtungen und Angebote diversitätssensibel, inklusiv und offen für alle zu gestalten. Das Projekt ist ein weiterer Baustein auf dem Weg zu diesem Ziel. Das Projekt wird wissenschaftlich begleitet und evaluiert, die Ergebnisse und Konzepte werden abschließend in Form einer Handreichung auch anderen Wohlfahrtsverbänden zur Verfügung gestellt.