Liebe Leser:innen,
in den letzten Monaten habe ich etwas erlebt, das mich nicht nur beruflich, sondern auch persönlich bewegt hat: Gespräche mit politischen Vertreter:innen von FDP, SPD und Bündnis 90/Die Grünen, die sich aktiv mit dem Thema queersensible Pflege auseinandersetzen wollten. Diese Treffen fanden nicht als symbolische Gesten statt, sondern als echte Dialoge mit dem Ziel, Barrieren abzubauen und Vielfalt in der Pflegewelt zu fördern.
Besonders wichtig: Viele dieser Gespräche fanden schon lange vor dem aktuellen Wahlkampf statt. Das zeigt, dass das Thema nicht erst jetzt auf Interesse stößt, sondern bereits fest in der politischen Wahrnehmung verankert ist.
Der Rahmen der Gespräche
Die Begegnungen waren vielfältig – mal als formale Podiumsdiskussionen, mal als offene Dialogrunden in kleinerem Rahmen, wie etwa ein Kaminabend. Doch eines hatten alle Gespräche gemeinsam: Sie boten Raum für echte Debatten, kritische Fragen und mutige Ideen.
Mit der FDP ging es um die große Vision: eine Pflegewelt, die Diversität nicht nur akzeptiert, sondern aktiv fördert. In einer vertrauten Atmosphäre eines Kaminabends sprachen wir darüber, welche gesellschaftlichen Werte wir stärken wollen und wie queersensible Pflege ein Vorbild für andere soziale Bereiche sein kann.
Die SPD legte den Schwerpunkt auf die Sicht der Betroffenen. In einem Workshop berichteten LSBTIQ*-Personen von ihren Erfahrungen in der Pflege – von fehlender Sensibilität bis hin zu offenen Diskriminierungen. Diese Erfahrungsberichte haben nicht nur die emotionale Ebene angesprochen, sondern auch die Notwendigkeit politischer Maßnahmen wie diskriminierungsfreie Standards in Pflegeeinrichtungen deutlich gemacht.
Mit Bündnis 90/Die Grünen wurde beispielsweise intensiv darüber gesprochen, wie queersensible Pflege als fester Bestandteil in die bestehenden Pflegestandards integriert werden kann. Gemeinsam mit Nora Eckert (BVT – https://www.bundesverband-trans.de ) und Eva Obernauer (Fachstelle LSBTI*, Altern und Pflege der Schwulenberatung Berlin) diskutierten wir über die Notwendigkeit der Sensibilisierung der Pflege für die Bedarfe von LSBTI*. wurde besonders betont, dass jede Reform pragmatisch sein muss, um Einrichtungen und Pflegekräfte nicht zu überfordern, sondern zu unterstützen. Die Partei zeigte großes Interesse an konkreten Lösungsansätzen, wie z. B. modularen Schulungen und staatlicher Förderung von Pilotprojekten..
https://gruene.berlin/ueber-uns/wer-wir-sind/landesarbeitsgemeinschaften/lag-queergruen
Die Fragen, die bewegt haben
Die Gespräche haben nicht nur Meinungen ausgetauscht, sondern auch drängende Fragen aufgeworfen:
• Wie gestalten wir queersensible Pflegeausbildung?
Ausbildung und Weiterbildung für Pflegekräfte müssen nicht nur Grundlagen von Vielfalt und Inklusion vermitteln, sondern auch praxisnah auf die Bedürfnisse von LSBTIQ*-Personen eingehen.
• Wie fördern wir Institutionen, die queersensible Pflege vorleben?
Pilotprojekte, Modellpflegestationen und gezielte Förderprogramme könnten Vorbilder schaffen, die zeigen, wie gelebte Vielfalt funktioniert.
• Wie brechen wir Ängste und Vorurteile auf?
Queersensible Pflege wird oft falsch verstanden – als aufwendig, kompliziert oder „zusätzlich“. Es geht darum, diese Mythen zu widerlegen und zu zeigen, dass Inklusion für alle ein Gewinn ist.
Warum jetzt der richtige Moment ist
Deutschland steht vor einem Wandel in der Pflege. Der demografische Druck, Fachkräftemangel und die zunehmende Vielfalt in der Gesellschaft machen es notwendig, bestehende Strukturen neu zu denken.
Und um es ganz deutlich zu sagen:
- Hier ist kein Ort für Ausgrenzung!
- Hier ist kein Ort um Minderheiten gegeneinander auszuspielen
- Hier ist kein Ort für Populisten wie die AFD oder Anhänger vom BSW.
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Queersensible Pflege ist dabei kein Randthema. Sie berührt zentrale Fragen unserer Zeit: Wie gehen wir mit dem Älterwerden in einer diversen Gesellschaft um? Wie können wir sicherstellen, dass niemand in der Pflegewelt übersehen oder ausgeschlossen wird?
Der politische Wille, diese Themen anzugehen, ist spürbar – aber er muss jetzt in Taten übersetzt werden. Der Weg von einer Idee hin zu einer gelebten Praxis ist lang und oft steinig. Doch jede Diskussion, jede Begegnung und jede politische Initiative bringt uns diesem Ziel ein Stück näher.
Was bleibt? Ein Blick nach vorne
Nach diesen Gesprächen bin ich überzeugt: Es gibt eine echte Chance, queersensible Pflege in den kommenden Jahren fest auf der politischen Agenda zu verankern. Doch es braucht uns alle – Pflegekräfte, politische Akteur:innen und vor allem die Community –, um diesen Prozess voranzutreiben.
Ich nehme aus den Dialogen viele Ideen und Impulse mit, die mich in meiner Arbeit antreiben. Gleichzeitig bleibt noch viel zu tun, um das Thema weiter sichtbar zu machen.Lasst uns gemeinsam überlegen, wie wir queersensible Pflege stärker in den gesellschaftlichen Fokus rücken können.
Herzlichst,
Andreas Schütz