In den 1920er Jahren konnten schwule, lesbische und andere queere Identitäten in Großstädten recht offen gelebt werden. Besonders in Berlin gab es eine lebendige queere Kultur mit Treffpunkten für transidente Menschen und mehr schwul-lesbischen Lokalen als sonstwo in Europa.
Der Aufstieg der Nationalsozialist:innen setzte diesen liberalen Entwicklungen ein jähes Ende. Ihre Geschlechter- und Rollenideologie sah für Frauen viele Kinder, Erziehung und Haushalt vor, für Männer Arbeit und Kriegsdienst.
Homosexualität hatte in dieser Ideologie keinen Platz. Alle Lebensformen, sexuellen Orientierungen und geschlechtlichen Identitäten, die nicht in ihr Weltbild passten, wurden als „pervers“ und „sittenwidrig“ gebrandmarkt und verfolgt.
Der § 175 RStGB wurde massiv verschärft. Zwischen 1935 und 1945 gab es über 50.000 Verurteilungen. Tausende homosexuelle und transidente Menschen wurden in Konzentrationslager verschleppt und ermordet.
Lesben wurden zwar nicht systematisch verfolgt, bei Denunziation drohte ihnen aber die Einweisung in Fürsorgeheime und psychiatrische Anstalten. Sogar die Deportation in ein Konzentrationslager war möglich.
Nach dem Zweiten Weltkrieg verschwanden Homosexualität und Transidentität völlig aus dem öffentlichen Leben. Menschen, die ihre nicht-heterosexuelle Identität entdeckten, waren auf sich allein gestellt.